Bei Phthalat handelt es sich um einen Weichmacher, der im Alltag häufig vorkommt, er wird verwendet, um Kunststoff Polyvinylchlorid (PVC) weicher zu machen. Dass Weichmacher verschiedene gesundheitsschädliche Einflüsse aufweisen ist schon länger bekannt, interessant bei Phthalat ist für uns besonders, dass Studien nicht ausschließen konnten, dass Phthalate bei männlichen Föten und Kindern zu einer Feminisierung führen könnten. [1][2] Phthalate können auch zu einem Testosteronmangel führen.
Für uns ist außerdem eine neue Studie relevant, die ich beim UKE gefunden habe (eines der modernsten Krankenhäuser Europas, insofern sind die Informationen sehr fundiert). Das UKE schreibt:
In vielen Produkten, die zu unserem Alltag gehören, stecken Chemikalien. Nicht selten fragen sich deshalb Männer: Können sich Chemikalien negativ auf die sexuelle Gesundheit auswirken? Hier lautet die Antwort leider: Ja. Eine Studie kam zu dem Ergebnis, dass Phthalat dazu beitragen kann, dass der Testosteronspiegel sinkt. Bei Phthalat handelt es sich um einen sogenannten Weichmacher. Es ist also eine Chemikalie, die verwendet wird, um bestimmte Produkte weicher oder schlichtweg konsumfreundlicher zu machen. Das kann die Plastikflasche sein oder der Duschvorhang, ein Fußbodenbelag oder ein Spielzeug, ein Kabel oder auch die Verpackung für ein Essen. Je nach Qualität des jeweiligen Produkts kann nicht ausgeschlossen werden, dass Phthalate auch direkt in den Körper des Konsumenten gelangen – etwa durch das Shampoo, das sich lange Zeit in einer chemisch behandelten Flasche befand, oder durch die Seife, die entsprechend unnatürlich verpackt, transportiert und gelagert wurde. Der Verdacht, dass es einen Zusammenhang zwischen Phthalaten und dem Testosteronspiegel gibt, wurde bei einer groß angelegten Studie bestätigt. Bei zahlreichen Männern wurde zunächst über den Urin der jeweilige Phthalat-Wert im Körper gemessen. Anschließend wurden diese Werte mit den Testosteronwerten verglichen. Ergebnis: Je mehr ein Mann der Chemikalie Phthalat ausgesetzt war, desto niedriger war der Testosteronwert.
UKE – Männergesundheit – Äußere Einflüsse auf den Testosteronspiegel
Laut Stiftung Warentest können Phthalate zu einem Testosteronmangel führen und die Spermienzahl senken
Zu einem kritischen Blick der Phthalate kommt auch Stiftung Warentest:
Phthalate: Was Sie über die Weichmacher wissen sollten | Stiftung Warentest
Phthalate bilden eine große Gruppe chemischer Verbindungen, die toxikologisch unterschiedlich wirken. Es gibt mehr oder wenig kritisch bewertete Vertreter. Die Mitgliedsstaaten der Europäischen Union (EU) stufen die Phthalate DEHP, DBP und BBP als fortpflanzungsgefährdend ein (siehe Phthalate-Report des Umweltbundesamts)). Sie senken bei Männern unter anderem den Testosteronspiegel und die Zahl der Spermien. Einige Phthalate können auch das Kind im Mutterleib schädigen. Menschen nehmen Weichmacher vor allem über die Luft und die Nahrung auf. Fast bei jedem sind Phthalate oder ihre Abbauprodukte (Metabolite) im Blut und/oder im Urin nachweisbar.
Wer genauere Informationen möchte, sollte sich den im Zitat verlinkten Report vom Umweltbundesamt zu Phthalat durchlesen.
Neu ist diese Information allerdings nicht! Bereits 2013 titelte der Fokus: “Phthalate Badelatschen machen impotent” und schreibt:
Phthalate: Badelatschen machen impotent – FOCUS online
Flip-Flops und Bade-Spielzeug sind einer Untersuchung zufolge häufig mit hochgiftigen Chemikalien belastet und können sogar unfruchtbar machen. Das Verbrauchermagazin „Öko-Test“ untersuchte 25 Flip-Flops und fand in 17 Produkten teils hohe Mengen von gefährlichen Chemikalien. Diese Stoffe können bereits in kleinsten Mengen das Immun- und Hormonsystem von Tieren und vermutlich auch des Menschen durcheinander bringen. Auch in 14 von 18 getesteten aufblasbaren Bade-Spielsachen fanden sich die Stoffe, wie das Magazin am Dienstag berichtete. In den Flip-Flops wie in den Spielsachen entdeckten die Experten hormonwirksame Phthalate und zinnorganische Verbindungen. Die als Weichmacher eingesetzten Phthalate können zu dauerhaften Schäden der männlichen Geschlechtsorgane und der Fortpflanzungsfähigkeit führen, warnten Experten vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND). Die gefundenen Werte hätten zum Teil um ein Vielfaches über den Mengen gelegen, die in Tierversuchen zu Hodenschäden führen.
Fazit
Es gibt zwar verschiedene Wege, um den Testosteronspiegel wieder zu steigern, wenn er einmal reduziert ist (dazu habe ich auf dieser Seite bereits mehrfach ausführlich berichtet), aber es ist immer besser Probleme zuvor zu verhindern, anstatt diese (oft mühevoll und kostspielig) wieder zu beseitigen. Wenn Phthalate zu einem Testosteronmangel geführt haben, sollten diese im ersten Schritt dringend vermieden werden! Ich kann nur immer wieder darauf hinweisen: Männer (auch Frauen) sollten Weichmacher und Mikroplastik vermeiden!
Ich kaufe seit Jahren nur mehr Baumwolle und Lederschuhe (lieber weniger, aber dafür bessere Qualität), achte beim Duschgel auf die Inhaltsstoffe und versuche Plastik, soweit es geht zu vermeiden (auch bei der Nahrung). Es gibt noch deutlich mehr besorgniserregende Studien als die hier angeführten und anders als bei diversen anderen Themen, bei denen normale Medien absolut übertreiben, bestehen hier reale Gefahren für die Gesundheit (auch bzgl Krebs und andere Krankheiten).
Verwendete Quellen
1. Two-year-olds at risk from ‘gender-bending’ chemicals, report says. In: The Guardian. 6. November 2009. (englisch)↑
2. Kathe Tønning, Eva Jacobsen, Eva Pedersen: Survey and Health Assessment of the exposure of 2 year-olds to chemical substances in Consumer Products. (= Survey of Chemical Substances in Consumer Products. No. 102. 2009). Danish Technological Institute, 2009.
3. UKE – Männergesundheit – Äußere Einflüsse auf den Testosteronspiegel
4. Phthalate: Was Sie über die Weichmacher wissen sollten | Stiftung Warentest
5. Phthalate: Badelatschen machen impotent – FOCUS online